Der EUR/USD-Wechselkurs zeigt eine starke Abwärtsdynamik und spiegelt eine erneute bärische Stimmung wider, während die Märkte wichtige makroökonomische Ereignisse und geopolitische Entwicklungen verarbeiten.
Eine Kombination aus technischen Indikatoren, makroökonomischen Daten und Zentralbank-Politikerwartungen deutet darauf hin, dass das Währungspaar wahrscheinlich weiter fallen wird, wobei ein wichtiges Fibonacci-Retracement-Niveau bei 1,1440 als nächster bedeutender Unterstützungsbereich hervortritt. Sven Reuben, Experte bei SmartDirect500, führt die Leser strukturiert und informativ durch das Thema.
Handelsabkommen löst neue Volatilität aus
Im Zentrum des EUR/USD-Abwärtstrends steht das kürzlich angekündigte Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten, das sofortige Auswirkungen auf die Währungsmärkte hatte.
Gemäß dem neuen Abkommen wird die USA eine 15%ige Zollgebühr auf eine breite Palette europäischer Exporte erheben. Dies verringert effektiv die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Güter auf dem US-Markt und setzt den Exportsektor der Eurozone unter Druck.
Zusätzlich hat sich die EU verpflichtet, 750 Milliarden US-Dollar für Energieimporte auszugeben und ihre Militärausgaben zu erhöhen, was die öffentlichen Finanzen belastet.
Während das Ende der Handelsspannungen kurzfristig politische Stabilität bringen könnte, stellt das Abkommen auch langfristige wirtschaftliche Gegenwinde dar. Diese Faktoren verstärken die Bedenken hinsichtlich des Wachstumspotenzials der Eurozone, und Währungshändler reagieren darauf mit dem Abverkauf von Euro.
Das EUR/USD-Paar ist nun auf 1,1518 gefallen, den niedrigsten Stand seit dem 23. Juni, und liegt damit 2,57 % unter seinem Jahreshoch.
Fed-Politik und wichtige US-Wirtschaftsdaten im Fokus
Mit Blick nach vorne wird der EUR/USD-Trend weiter von entscheidenden US-makroökonomischen Veröffentlichungen und der bevorstehenden Zinssatzentscheidung der Federal Reserve (Fed) beeinflusst.
Am Dienstag zeigte der Consumer Confidence Index des Conference Board einen unerwarteten Anstieg auf 97,0 im Juli von 95,2 im Juni. Dieser Anstieg deutet auf eine starke Verbraucherstimmung hin, ein wichtiger Indikator, da der Verbrauch über zwei Drittel des US-BIP ausmacht. Dies stärkte den US-Dollar und übte zusätzlichen Abwärtsdruck auf das EUR/USD-Paar aus.
Eine weitere entscheidende Veröffentlichung ist der Bericht zum US-BIP für das zweite Quartal, der später in dieser Woche erwartet wird. Ökonomen prognostizieren eine annualisierte Wachstumsrate von 2,4 %, was einen deutlichen Anstieg gegenüber der 0,5 % Schrumpfung im ersten Quartal bedeutet.
Wird diese Prognose bestätigt, würde dies eine Rückkehr zu positivem wirtschaftlichen Schwung in den USA signalisieren und eine Fortsetzung der strafferen Geldpolitik oder zumindest eine verlängerte Zins-Pause der Fed rechtfertigen.
Auch im Fokus der Händler steht der ADP-Beschäftigungsbericht, ein Vorläufer des umfassenderen Non-Farm Payrolls (NFP)-Berichts. Der Konsens geht davon aus, dass im Juli im Privatsektor 78.000 Arbeitsplätze geschaffen wurden, eine bemerkenswerte Umkehr nach dem Verlust von 33.000 Jobs im Juni. Eine Stärke auf dem Arbeitsmarkt würde die Erwartungen an die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der USA weiter untermauern.
Die Federal Reserve, die ihren Leitzins aktuell zwischen 4,25 % und 4,50 % hält, wird allgemein erwartet, die Zinserhöhungen bei ihrer nächsten Sitzung auszusetzen. Dennoch könnte eine restriktive (hawkische) Haltung den Dollar weiter stärken und den Euro belasten.
EUR/USD Technische Analyse: Bärischer Ausbruch
Aus technischer Sicht zeigt das EUR/USD-Diagramm eine bärische Struktur. Es hat sich ein klar definiertes Doppel-Top-Muster herausgebildet, eine klassische Umkehrformation, die häufig das Ende eines Aufwärtstrends und den Beginn einer Korrekturphase signalisiert.
Die Nackenlinie des Musters, nahe bei 1,1570, wurde entschieden durchbrochen. Dieses Niveau war nicht nur ein jüngster Hochpunkt im April, sondern diente auch als wichtiger Unterstützungsbereich. Der Bruch darunter bestätigt die technische Schwäche und erhöht die Wahrscheinlichkeit eines tieferen Rückgangs.
Zusätzlich zur bärischen Einschätzung ist das Paar unter seinen 50-Tage gleitenden Durchschnitt (SMA) gefallen, der oft als Trendbestätigung dient. Diese Verletzung der dynamischen Unterstützung verstärkt den Verkaufsdruck weiter.
Händler richten nun den Blick auf das 23,6 % Fibonacci-Retracement-Level, gezogen vom Tief 2024 bis zum Hoch 2025, das bei 1,1440 liegt. Dieses Niveau wird als kurzfristiges Preisziel erwartet, besonders wenn die kommenden US-Daten die wirtschaftliche Stärke bestätigen und die Fed eine hawkische Tonalität beibehält.
Fazit
Das EUR/USD-Forex-Signal bleibt nach dem Ausbruch aus dem Doppel-Top-Muster, den Folgen des EU-US-Handelsabkommens und der Stärkung des US-makroökonomischen Ausblicks klar auf der Abwärtsseite ausgerichtet.
Mit Momentum-Oszillatoren, die bärische Signale senden, und dem Durchbruch wichtiger Unterstützungsniveaus führt der Weg des geringsten Widerstands in Richtung der 1,1440 Fibonacci-Retracement-Zone.
Solange sich die fundamentalen Dynamiken nicht verschieben, insbesondere zugunsten der Eurozone, werden Rallys wahrscheinlich begrenzt bleiben und der Verkaufsdruck das Bild dominieren.
Händler sollten vorsichtig, aber flexibel bleiben, da die Volatilität nach wichtigen wirtschaftlichen Datenveröffentlichungen und Zentralbank-Erklärungen stark ansteigen könnte.